Grilleau's Blog

März 28, 2009

Auch bald bei uns?

Filed under: Uncategorized — grilleau @ 4:25 pm
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Australischer Börsen-Kindergarten ist pleite

Eddy Groves, genannt der „schnelle Eddy“, wurde mit ABC Learning zum Millionär. Doch die Qualität seiner Kindergarten-Kette nahm mit der Zeit rapide ab. Nach dem Zusammenbruch des einst weltgrößten börsennotierten Kindergarten-Imperiums diskutiert Australien über die fatalen Folgen, wenn Betreung zur Industrie wird.

Sie nannten ihn „Fast Eddy“, den schnellen Eddy – den Mann, der mit einer Kindergartenkette zum Millionär aufstieg. Der Ferraris besaß, einen Hubschrauber und mit seinem geschätzten Privatvermögen von umgerechnet mehr als 130 Millionen Euro die Liste der reichsten Australier unter 40 anführte. Das ist zwei Jahre her. Inzwischen werden Eddy Groves und sein Krippenimperium ABC Learning in einem Atemzug genannt mit den katastrophalsten Konzernpleiten des Landes.

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Noch stützt eine millionenschwere Notsubvention der Regierung den einst weltgrößten börsennotierten Hortbetreiber, von dessen Untergang im vergangenen November in Australien mehr als 100.000 Kinder in 1020 Tagesstätten betroffen waren. Doch Ende März laufen die staatlichen Finanzhilfen aus, und dann droht 241 ABC-Kitas das Aus: Sie gelten als „unprofitabel“ und stehen zum Verkauf.

Australien hat die Kinderbetreuung stärker dem Markt überlassen als andere Länder. Doch nach dem Kollaps von ABC Learning wankt das Modell. Seit Wochen streiten Eltern, Anleger und Experten: Darf man das Wohl von Kindern dem riskanten Spiel der Börse aussetzen? Eine Senatsuntersuchung zur Lage sollte ursprünglich in diesen Wochen abgeschlossen sein. Nun aber ist die Debatte so heftig geworden, dass der Endbericht auf Juni vertagt wurde. Eine Totalreform der Branche gilt mittlerweile als immer wahrscheinlicher.

Schon Anfang der 90er-Jahre hatten sozialdemokratische Politiker damit angefangen, Staatsaufgaben an Privatfirmen zu delegieren. Das, so die Hoffnung, würde größere Vielfalt und sinkende Preise schaffen. Premierminister John Howard ebnete endgültig den Weg für den kometenhaften Aufstieg des Eddy Groves: Seine liberale Regierung bezuschusste fortan nicht mehr staatliche Kindertagesstätten, sondern nur noch pauschal die Eltern.


Von dieser neuen „Chancengleichheit“ profitierten private Betreiber, die nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft ASU in Australien heute rund 70 Prozent aller Krippen unterhalten. Einige taten es der Kette ABC Learning gleich, die 2001 an die Börse ging. Doch kein Gesetz hinderte den „schnellen Eddy“ an seinem aggressiven Wachstumskurs.

Kritiker werfen ihm vor, Konkurrenten rigoros aus dem Markt gedrängt oder aufgekauft zu haben. Auf dem Höhepunkt der Expansion betrieb der Konzern mehr als 2200 Kitas in Australien, Neuseeland, Großbritannien und den USA. Allein Australien aber ließ ihn gefährlich mächtig werden: Dort verzeichnete ABC Learning einen Marktanteil von mehr als 25 Prozent.

In der Folge kletterten die Preise für Kinderbetreuung zwischen 2001 und 2006 um 65 Prozent, während die Einkommen nur um 17 Prozent stiegen. In Australien zahlen viele Eltern für einen Krippenplatz mehr als 100 australische Dollar (50 Euro) am Tag. Gleichzeitig sank die Qualität. Schon 2005 meldeten Forscher des Australia Institute erhebliche Qualitätsmängel in „konzernisierten“ Kindergärten. Demnach fehlte es in Horten wie ABC Learning an gesundem Essen, Mitarbeiter bekamen bloß Mindestlöhne, und Zeit für individuelle Betreuung war rar.

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8 Kommentare »

  1. Man kann soziale Einrichtungen nicht nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten führen, ohne das die Qualität der Arbeit verloren geht.<br /> <br /> (so, liebe Politiker, das schreibt ihr jetzt hundert Mal, bis es sitzt.)

    Kommentar von Eifelphilosoph — März 28, 2009 @ 5:12 pm | Antworten

  2. Auch dieser Beitrag, wird die Meinung <br /> des Urnenpöpel nicht ändern,leider.<br /> <br /> Trotzdem müssen sie Täglich, Stündlich wenn es<br /> sein muss Minütlich, solche Berichte um die Ohren <br /> gehauen kriegen, das selbst Schwesterwelle und Konsorten sich<br /> nicht auf "Einzelfälle herausreden können.<br />

    Kommentar von veteren — März 28, 2009 @ 5:27 pm | Antworten

  3. Nabend<br /> <br /> Schön, dass das Experiment so grandios den Bach herunter gegangen ist, so kann man es wenigstens noch als schlechtes Beispiel nutzen. Es ist schon traurig genug, das dieser Typ so lange damit durch gekommen ist, Kinderkrippen gehören genau so wenig in private Hände wie Schulen und müssen auch keinen Gewinn machen.

    Kommentar von Megahoschi — März 28, 2009 @ 5:47 pm | Antworten

  4. Korrektur:<br /> <br /> "Veteran" (veteren) falsch.<br /> <br /> Gruß Odenwald Veteran.

    Kommentar von veteran — März 28, 2009 @ 6:07 pm | Antworten

  5. Da sagt du was, da können wir der Krise danke sagen!<br /> <br /> Mit bestem Gruß: Grilleau

    Kommentar von Grilleau — März 28, 2009 @ 6:11 pm | Antworten

  6. "(so, liebe Politiker, das schreibt ihr jetzt hundert Mal, bis es sitzt."<br /> <br /> und wenn es bei dem einen oder dem andren nicht sitzt, wiederholen wir das ganze noch mal.<br /> <br /> Mit bestem Gruß: Grilleau

    Kommentar von Grilleau — März 28, 2009 @ 6:16 pm | Antworten

  7. Hallo Veteren, Entschuldigung Veteran,<br /> <br /> Ich dachte mir schon, na gefällt ihm sein alter Nick nicht mehr, und will sich alla Madonna wieder mal neu erfinden?<br /> Aber es hat sich ja geklärt.<br /> <br /> Mit bestem Gruß: Grilleau <br /> <br /> Ps. wünschenswert wäre eine Kommentar-Funktion, die es jedem Kommentar Schreiber ermöglicht, nach absenden eine 15 Minutige Zeit verbliebe, seinen Text zu korrigieren, auf manchen Blogs gibt es dies, doch leider nicht bei Blog.de

    Kommentar von Grilleau — März 28, 2009 @ 6:23 pm | Antworten

  8. Bestes Beispiel hierzulande sind die ARGEn…

    Kommentar von Einhard — März 28, 2009 @ 6:51 pm | Antworten


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