Grilleau's Blog

März 1, 2009

Die Wirtschaft wächst in den Himmel!!

Filed under: Uncategorized — grilleau @ 5:47 pm
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Wachstum und Wachstumskritik – Unbegrenztes Wachstum zerstört begrenzte Systeme

Die so genannte US-Immobilienkrise
kostet die „Finanzindustrie“ weltweit 1,4 Billionen Dollar — in etwa das Vierfache des deutschen Staatshaushalts. Das verkündete der Internationale Währungsfonds (IWF). Die Badische Zeitung schrieb am 8. Oktober 2008: „Die Krise kostet
1 026 340 000 000 Euro.“ Eine Zahl, die das menschliche Vorstellungsvermögen sprengt.
Der Hintergrund der Probleme ist nicht nur die Habgier und Dummheit einiger Weniger, auch wenn dies jetzt gerne so dargestellt wird. Wir leben in einem System das nur funktioniert wenn es wächst und sich damit zwangsläufig selber zerstört.

Wieviel Prozent Wachstum
hätten Sie denn gerne? Fragen Sie einen Politiker von CDU/FDP/SPD und Sie werden vermutlich keinen finden, der nicht ein langfristiges Wachstum von mehr als 5% anstrebt. Mindestens 3% Wirtschaftswachstum seien nötig, um die Arbeitslosenzahlen zu senken. Vollbeschäftigung ließe sich frühestens ab 5% jährlichem Wachstum erreichen, werden Ihnen auch viele PolitikerInnen der GRÜNEN und der Demokratischen Linken vorrechnen.

Doch hinter solchen Aussagen,
Wahlkampfparolen, Wirtschaftsinteressen, Wünschen und Problemlösungsansätzen stehen unhinterfragte Mythen und der alte, zerstörerische Irrglaube, unbegrenztes Wachstum sei dauerhaft möglich.

Bei einem anhaltenden Wachstum
von 3% verdoppelt sich das Bruttosozialprodukt alle 23 Jahre, bei 5% sogar bereits alle 14 Jahre. Und eine Menge, die exponentiell wächst, vertausendfacht sich jeweils nach der zehnfachen Verdoppelungszeit. Dauerhaftes exponentielles Wachstum einer Wirtschaft ist nicht möglich und führt zwangsläufig zur Selbstzerstörung. Als Problemlösungsansatz kann es langfristig und global nicht dienen. Durch die periodischen Kriege im Laufe der Menschheitsgeschichte wurde das bisherige Wachstum immer wieder unterbrochen. Es wäre anzustreben, die aktuellen Probleme ohne großen (und damit vermutlich letzten) Krieg in den Griff zu bekommen.

Raubbauökonomie und Ökologie
sind immer noch unvereinbare Gegensätze, auch wenn immer wieder fälschlicherweise und vielstimmig das Gegenteil behauptet wird.

Immer wieder werden in der öffentlichen Debatte
andere Länder benannt, die ein stärkeres, „vorbildhaftes“ Wachstum haben. Vor dem Jahr 1990 wurde Japan als das „große Vorbild“ dargestellt. Die boomende japanische Wirtschaft wurde idealisiert und den deutschen Arbeitnehmern sagten Medien und Politik, sie sollten sich die Japaner endlich als Vorbild nehmen. Dann platzte 1990 in Japan (als Folge exponentiellen Wachstums) die Immobilienblase, die Börse ging in den Keller und von einem Tag auf den anderen war in Deutschland das „Vorbild Japan“ kein Thema mehr. Aufgearbeitet wurde dieser Medienflopp nie. Und die Staatsverschuldung mancher Länder, die uns heute als Vorbild dienen sollen, ist für die Medien wieder kein Thema.
Die Weltwirtschaftskrise des Jahres 2008 führt dazu, dass einige neoliberale Politiker, Journalisten und Wirtschaftsbosse kurzfristig „in Deckung“ gehen. Nach kurzer Zeit sind sie wieder da…

Unser Wirtschaftswachstum
ist immer noch nicht ganz abgekoppelt von einem erhöhten Energie- und Rohstoffverbrauch. Das Ende des Öl- und Uranzeitalters ist absehbar und wird durch den Export unseres Verschwendungssystems nach China und Indien noch verstärkt.

Deutlich wird dies u.a. durch die erkennbare Verknappung der fossilen Rohstoffe und damit aktuell beim Benzinpreis. Das weltweit knapper werdende Öl löst beim abhängigen Patienten Mensch klassische Suchtsymptome aus. Statt Energie zu sparen und Alternativen zu fördern, rufen wachstumsgläubige Politiker nach einer intensiveren Ölförderung und nach der noch härteren Energiedroge Atomenergie.

Die Umweltbewegung in Deutschland
hat viel erreicht. Luft und Wasser sind tatsächlich sauberer geworden und auch sonst gab es viele Erfolge. Das bedeutet aber nicht mehr und nicht weniger, als dass die weltweiten Zerstörungsprozesse hier ein wenig langsamer ablaufen als anderswo. Immer noch gehören auch wir in Deutschland zum zumeist unzufrieden gehaltenen, kleinen „reichen“ Teil der Menschheit, der aber den Großteil der Energie und Rohstoffe verschwendet und damit hauptsächlich für die weltweite Umweltverschmutzung verantwortlich ist.

Ein Teil des bisher „unterentwickelten“ Rests der Welt
(insbesondere China und Indien) ist gerade gerade dabei, unser zerstörerisches Modell einer Raubbauwirtschaft nachzuahmen und zu einer ernstzunehmenden industriellen Konkurrenz zu werden. Wie in Deutschland nach dem Krieg wird auf niedrige Lohnkosten und geringe Sozial- und Umweltstandarts gesetzt. Der beginnende Autoboom in diesen Ländern wird in unseren Medien immer noch unkritisch bejubelt. Die Folgen dieses Booms für Ökologie und Weltklima sind kein Thema. In China und Indien läuft zur Zeit das „spannendste ökologische Belastungsexperiment“ der Menschheitsgeschichte. Und ist es den Menschen in Asien zu verdenken, dass sie unserem schlechten Beispiel nacheifern?

Quelle klick hier

Theaterskandal um 28 Hamburger Millionäre

Filed under: Uncategorized — grilleau @ 11:31 am
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Eine Aufführung am Hamburger Schauspielhaus schlägt hohe Wellen.

 

Im Anschluss an eine Aufführung von Peter Weiss´”Marat” verlesen 24 Arbeitslose auf der Bühne die Namen der 24 reichsten Hamburger (4 Millionäre hatten gerichtlich ein Nennen ihrer Namen verhindern können).

Der Theaterregisseur Volker Lösch bringt in seiner Bearbeitung des Stücks, das ursprünglich aus dem dem Jahr 1964 stammt, außerdem die folgende Erkenntnis – skandiert durch ein Arbeitslosen-Heer – auf die Bühne:

 “Wenn die 28 reichsten Hamburger 2,5 Prozent Vermögenssteuer zahlen würden, dann stünden dem Haushalt der Stadt 1,2 Milliarden Euro zur Verfügung!”

Wie die Zeiten sich doch ändern

Wir erinnern uns: Es war der damalige deutsche Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit Wolfgang Clement, der den Begriff des “Sozialmissbrauchs” in die öffentliche Debatte gebracht hat. In einer Veröffentlichung seiner Behörde aus dem Jahre 2005 (Vorrang für die Anständigen – Gegen Missbrauch, „Abzocke“ und Selbstbedienung im Sozialstaat. Ein Report vom Arbeitsmarkt im Sommer 2005) ist auf Seite 10 sogar die folgende Passage zu lesen:

Biologen verwenden für „Organismen, die zeitweise oder dauerhaft zur Befriedigung ihrer Nahrungsbedingungen auf Kosten anderer Lebewesen – ihren Wirten – leben“, übereinstimmend die Bezeichnung „Parasiten“. Natürlich ist es völlig unstatthaft, Begriffe aus dem Tierreich auf Menschen zu übertragen. Schließlich ist Sozialbetrug nicht durch die Natur bestimmt, sondern vom Willen des Einzelnen gesteuert.

Natürlich ist es völlig unstatthaft… Parasiten…

Man muss sich diese “Report” genannte Hetze drei Jahre nach ihrer Veröffentlichung wieder vor Augen führen. (Ich kann mich nicht dagegen wehren, wenn ich Wolfgang Clements Bild sehe ständig den – natürlich völlig unstatthaften – Gassenhauer aus der französischen Revolution in meinem geistigen Ohr zu hören: Ah, ca ira, ca ira a la laterne! – Oh, es geht, oh es geht an die Laterne!)

Heute in Zeiten von Finanz-Crash, Geld-Verbrennung und Schrott-Papieren…

bekommt die Parasiten-Passage einen ganz neuen Sound. 2005 schwamm die Bourgeoisie noch ziemlich weit oben und meinte auf uns, die wir uns kaum über Wasser halten konnten, herunter spucken zu dürfen. 2008 denkt man bei “Sozialbetrug” vornehmlich an Millionäre, die keine Steuern zahlen.

Sozialbetrug ist es auch, dass der Staat den Banken bis zu 500 Milliarden Euro als Rettungspaket in den Hintern blasen wird – Geld das uns als RentnerInnen und unseren Kindern als Erwachsenen, die vielleicht studieren möchten, fehlen wird. Geld, das es irgendwann vermutlich nicht einmal mehr geben wird, weil die Währung verfällt und der Staat sich seiner Schuldenlast durch Bankrott und Neustart entledigen wird (Siehe auch: 1948 – Währungsreform – Die Stunde Null).

Es wird Zeit, dass wir die Hetze gegen Arbeitslose als “Sozialschmarotzer” dorthin zurück tragen, wo sie herkommt: in die Wohn-Viertel der oberen 10.000, die über Presse und Glotze die öffentliche Meinung diktieren.

Und es ist keine schlechte Idee, den ursächlichen Zusammenhang zwischen Arm und Reich auf eine Theater-Bühne zu bringen, ist doch das Theater stets die “moralische Anstalt” des Bürgertums gewesen.

Wohltäter und verdiente Bürger am Pranger?

Bei der Uraufführung von “Marat, was ist aus unserer Revolution geworden?” war auf jeden Falls der Bär los. Die Hamburger Kultursenatorin schäumte; die Wohltäter, Spender und Stifter der Kultur unter den Hamburger Millionären drohen mit Wohltatsentzug.

Wir möchten sie zur Besinnung rufen: Natürlich kann man davon reden, dass die 24 Millionäre durch ihre Nennung auf der Bühne an den Pranger gestellt wurden (deren Namen übrigens aus dem Manager-Magazin stammen sollen).

Aber das ist doch immer noch eine Recht humane Form der emotionalen Regulierung gesellschaftlicher Spannungen. In der französischen Revolution, in der Jean Paul Marat eine wichtige Rolle spielte, kam die herrschende Klasse (die Aristokratie) ganz woanders hin, nämlich unter die Gouillotine.

++++

Lesenswerte Berichte über die Aufführung:

“Wer ist Millionär oder Ranking für die Revolution” – Stuttgarter Zeitung online vom 30. Oktober 2008

“Zensur-Skandal am Schauspielhaus” – mopo vom 30. Oktober 2008

Quelle:
http://www.wobblies.de/?p=326

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